Praktikum bei “Golden
san”
Nein, nicht "the golden sun" of Japan ist gemeint. Es geht um "Golden san", den Therapeuten von Fesselverletzungen in Tokyo. Die Großen der Szene, wie
Naka Akira oder Hajime Kinoko, vertrauen ihm ihre Models an und besuchen ihn ab und zu selbst mit
Beschwerden.
Letztes Wochenende hatte ich die Möglichkeit einen Abend zu
"hospitieren".
"Golden san", wie er in der Szene genannt wird, wohnt in einer typisch japanischen Wohnung ca. 15 min mit der Bahn von Ikebukuro, Tokyo entfernt. 2
Zimmer, ca. 30 qm mit einem hölzernen Bondage-Rahmen im Wohnzimmer und Peitschen an der Wand. Naja, vielleicht nicht ganz typisch. Aber das Leben findet auf dem bequemen Boden
statt.
Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte ging ich unter der Holzkonstruktion durch ins zweite Zimmer. Golden san saß auf dem Boden, den Kopf einer
jungen Patientin vor sich und behandelte die Halswirbelsäule. Da angekündigt war, dass ein Therapeut aus Deutschland zu Besuch kommen wird, stellte ich mich nur kurz mit den üblichen Floskeln vor Das
Gastgeschenk wurde überreicht und ich setze mich an das Fußende des „Therapie-Teppichs“. Die Hand gibt in Japan eh keiner. Für die Begrüßung reichte mein Japanisch noch. Der Rest der Konversation
gestaltete sich etwas schwieriger. Aber Golden san war sehr bemüht mir alles zu erklären. Ein Model, dass mit totalen Armlähmung nach einem Gyaku ebi bei ihm in Behandlung ist, half bei der
Übersetzung.
Er berichtet von über 300 Behandlungen im Monat die er alle kostenlos nach seiner Arbeit anbietet. Die Mädels kommen rein, Geschenke wie Süßigkeiten
und auch mein Kuchen oder grüner Tee werden auf dem Tisch ausgebreitet. Man setzt sich hin, isst, raucht und trinkt was. Im Hintergrund läuft ein japanischer Musiksender im TV und Golden san
behandelt die Gäste nacheinander auf dem Boden.
Mit Händen, Google Translation und einem deutschen Anatomiebuch erklärte er mir sein Vorgehen. Seine Therapie ist eine Mischung aus Manueller Medizin
und Kampo (einer traditionellen japanischen Heilmethode). Zusätzlich empfiehlt er Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und gibt Tipps zum Verhalten im Seil. Lange haben wir über die
verschiedenen Armpositionen der verschiedenen Stile gesprochen. Er kannte sich aus. Die Vor- und Nachteile von Yukimura ryu mit tiefen Händen und im Gegensatz dazu Naka Ryu mit höheren Händen kannte
er genau.
Immer wieder öffnet sich die Wohnungstür und neue Patientinnen mit Süßigkeiten-Nachschub kamen rein. Nicht immer waren Fallhände der Grund für den
Besuch und nicht jede verschwand nach der Behandlung direkt wieder. Es war einfach nett und
gemütlich.
Neben einigen interessanten Techniken zur Manipulation der Wirbelsäule habe ich vor allem die Fesselszene dort besser verstanden. Natürlich ist Tokyo
riesig. Aber es wird in vielen Clubs gefesselt und die Einstellung zum Model und das Vorwissen sind mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen. Die Models und auch die Rigger können sich
jedenfalls glücklich schätzen, dort einen so selbstlose Anlaufstelle zu haben.